Informationen zu Influenza, einschließlich „Neue Influenza” (A/H1N1/2009) in Deutschland
• Epidemiologie:
In Deutschland wurden bis September 2010 über 200.000 H1N1 Influenza Fälle gemeldet, die Dunkelziffer liegt weit höher, da die klinische Meldepflicht in der 46. Kalenderwoche 2009 aufgehoben wurde. Nachdem klar wurde, dass die Neue Grippe bei immungesunden Patienten im Allgemeinen nicht schwerer verläuft, als die saisonale Influenza, wird nur bei klinisch schwerem Krankheitsverlauf oder Risikopatienten eine Labordiagnose empfohlen. Die Häufigkeit der Meldungen, aber auch der Erkrankungen nahm in der Folge rasch ab. Interessanterweise wurden saisonale A/H3N2 Viren in der vergangenen Saison kaum nachgewiesen, sie wurden offenbar durch das pandemische Virus (A/H1N1/2009) verdrängt. Die WHO erklärte im August 2010 die H1N1 Pandemie für beendet.
Seit der 40. Meldewoche des Jahres 2010 wurden während der aktuellen Saison dem RKI über 30.000 positive Influenzanachweise gemeldet. Dabei werden zunehmend Influenza B-, aber auch saisonale A (H3N2) Viren beobachtet.
Es wird erwartet, dass das das neue Grippevirus in den kommenden Jahren als saisonale Influenza zirkulieren wird.
•Klinisches Bild:
Insgesamt ist die Symptome der Neuen Grippe nicht von der bekannten saisonalen „normalen” Grippe zu unterscheiden. Besonders bei immungeschwächten Patienten wurden lebensbedrohliche Verläufe unter dem Bild einer Viruspneumonie beobachtet.
• Meldepflicht:
Entsprechend der saisonalen Grippe muss der Labornachweis dem zuständigen Gesundheitsamt namentlich gemeldet werden
• Erreger:
Das neue von Mensch zu Mensch übertragene Influenza A Virus vom Subtyp H1N1 (A/California/2009) ist eine Reassortante aus 8 Genomsegmenten gemischten porcinen, aviären und humanen Ursprungs. Die ursprüngliche Bezeichnung „Schweinegrippe“ ist etwas irreführend, da die Weitergabe von Mensch zu Mensch erfolgt. Alternativ wird daher die Bezeichnung „Neue Grippe” verwendet.
• Labordiagnose:
Teste: In unserem Institut ist eine Such-PCR, die alle Influenza A Stämme erkennt, und eine A/H1N1/2009 spezifische real-time PCR etabliert.
Material: Abstriche aus Nase und Rachenraum, alternativ Nasen- bzw. Rachenspülwasser. Abstriche möglichst in speziellen Virus-Abstrichröhrchen oder falls diese nicht verfügbar in 1-2 ml steriler Kochsalzlösung. Abstriche in Gel, die für die bakterielle Diagnostik verwendet werden, sind nicht geeignet!
• Schutzmöglichkeiten:
Vorrangig sind Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen, Verwendung von Einwegtaschentüchern, Nießen in die Ellenbeuge etc. Beim direkten Umgang mit Verdachtsfällen sollen Schutzkittel, Schutzhandschuhe und ein Mundschutz getragen werden.
•Impfstoff:
Der Grippeimpfstoff für die Saison 2010/2011 enthält den neuen H1N1 Stamm, neben einem A/H3N2- und einem B Isolat. Damit gibt es keine getrennten Impfstoffe für die Neue und saisonale Grippe mehr. Die Indikationen für den neuen Impfstoff richten sich nach den bisherigen Empfehlungen für saisonale Influenza. Personen über 65 Jahre und Patienten mit chronischen Erkrankungen sollen geimpft werden. Zusätzlich empfiehlt die Ständige Impfkommission, Schwangere zu immunisieren.
• Therapie:
Als antivirale Medikamente sind Neuraminidasehemmer (Tamiflu® oder Relenza®) wirksam und können therapeutisch oder postexpositionell (v.a. bei Risikopatienten) eingesetzt werden. Bisher wurden bei H1N1 nur sehr selten resistenzvermittelnde Mutationen gefunden.